, Basel
2024 Neujahrsempfang Shinnenkai
Bäume sind Heiligtümer. Wer mit ihnen zu sprechen, wer ihnen zuzuhören weiss, der erfährt die Wahrheit. Sie predigen nicht Lehren und Rezepte; sie predigen das Urgesetz des Lebens.
(Hermann Hesse)
Die Sonne schien durch die wunderschönen Glasbilder im Schützensaal und beleuchtete die Darstellung des wunderschönen Bonsai von Roland Müller (Olivenbaum mit Totholz ca. 250 Jahre alt ursprünglich aus Mallorca) und den kleinen Begleiter (Wacholder). Das Rollbild mit dem Vogel zeigt die Jahreszeit in Bezug zum Akzentbaum und der Akzentpflanze und stellt dem Betrachter eine kleine Geschichte dar.
(Hermann Hesse)
Die Sonne schien durch die wunderschönen Glasbilder im Schützensaal und beleuchtete die Darstellung des wunderschönen Bonsai von Roland Müller (Olivenbaum mit Totholz ca. 250 Jahre alt ursprünglich aus Mallorca) und den kleinen Begleiter (Wacholder). Das Rollbild mit dem Vogel zeigt die Jahreszeit in Bezug zum Akzentbaum und der Akzentpflanze und stellt dem Betrachter eine kleine Geschichte dar.
Der Einladung zum Neujahrsempfang im Restaurant Schützenhaus, am 27. Januar 2024, sind 37 interessierte Teilnehmer gefolgt. Ursina Früh, Präsidentin des Basel Chapters, begrüsst Herrn Michel Mauron.
2002 wurde Moyogi, der Verein der Bonsaifreunde Dreiländereck gegründet. Heute sind es über 70 Mitglieder. „Moyogi“ frei und unabhängig- frei und aufrecht ist die japanische Bezeichnung für eine der klassischen Bonsaigestaltungsformen: Der sich verjüngende und gut sichtbare Stamm krümmt sich in eine unerwartete Richtung oder ist in sich verdreht und die Äste balancieren dies aus. Die Baumkrone ist dicht belaubt und sitzt im Lot über dem Wurzelansatz. Entrindete Aststümpfe, die wie verrottende Teile eines Baumes aussehen (Jin), bereichern die Ausdruckskraft.
Andere Stilformen sind: Streng aufrecht (Chokkan), Besenform (Hokidachi), Windgepeitscht (Fukinagashi), Kaskaden oder Halbkaskaden (Kengai, Han-Kengai), Literatenform (Bunjingi), Felsbepflanzung (Ishitsuki), Doppel oder Mehrfachstämme oder Waldform (Yose ue).
BON = Schale, SAI = Pflanzen, Anpflanzen Baum in Schale
Die Schale hat Löcher um mit Draht den Baum in der richtigen Position zu verankern. Wurzeln müssen geschnitten werden, sonst hat der Baum plötzlich keinen Platz mehr in der Schale. Dabei wird darauf geachtet, dass genug feines Wurzelwerk stehen gelassen wird, damit die Pflanze genug Nährstoffe aufnehmen kann. Wichtig ist auch, dass keine „Luft-Löcher“ im Erdreich sind. Mit Essstäbchen wird Erde nachgeschoben. Höhe der Schale entspricht ca. der Dicke des Baumansatzes. Die Schalengrösse ist etwas kleiner als die Ausladung der Baumkrone. Schalen für Koniferen sind robust und unglasiert. Laubbäume werden für eine schöne Ästhetik in glasierte Schalen gesetzt. Für „Wälder“ werden Steinplatten verwendet. Michels erster Bonsai war ein Pistazienbäumchen, welches er zum Geburtstag bekommen hat. Seine Bonsai-Begeisterung hat sich auch auf seine Enkelin übertragen, deren erstes Wort „Baum“ war.
Ursprünglich kommt der Bonsai aus China (Han 200 v Chr. Felsengarten Ban chin). Eventuell durch Wanderung von Mönchen kam der Bonsai nach Japan und verbreitete sich in der Bevölkerung. 1914 war die erste öffentliche Ausstellung in Japan.
Chinas Bonsai bildet ganze Landschaften en Miniatur ab. In Japan wurde eher Wert auf die Perfektion des einzelnen Baumes gelegt.
In den Westen kam der Bonsai Mitte des 19. Jahrhunderts mit Interesse am Japanischen z.B. mit aus Japan heimkehrenden alliierten Soldaten.
Wie oder wo kann man sich einen Bonsai beschaffen? Bonsai Fachhandel (der schnelle Weg), Garten-Center (der aufwändige Weg), Bonsaibörse Langenthal (der günstige Weg) Moyogi Flohmarkt (der persönliche Weg). Oder selber herstellen – vermehren, Abmoosen (der einfachste Weg), Stecklinge ziehen (für Glückspilze), aus Samen ziehen (für Geduldige), Pfropfen (für Experten), ausgraben (für Fitnessbegeisterte), Yamadori (aus der Natur, Felsen Bewilligung nötig!)
Am Beispiel eines Eiben-Findlings aus dem Garten zeigt uns Michel Mauron das Drahten mit einem eloxierten Bonsaidraht. Der Rohling wird betrachtet. Vis a vis liegende Zweige werden mit dem Draht umwickelt und nach unten in einer weichen Linie gebogen. Da unter dem Jahr Saft im Ast ist, werden Äste vorzugsweise im Herbst gedrahtet. Wurzelschnitt und Eintopfen käme später. Beim gedrahteten BONSAI muss man darauf achten, dass der Draht nicht einwächst. Vor Ausstellungen wird der Draht entfernt.
Michel Mauron berichtete von einer seltsamen Masse aus den Wurzeln seines Bonsai. Er hat sie säuberlich entfernt und musste beim Treffen im Verein erfahren, dass das ein Myzel war. Der Pilz hilft beim Aufnehmen von Nährstoffen und lebt in Symbiose mit dem Baum.
Mit dem Blattschnitt wird der Baum angeregt kleinere Blätter zu bilden. Auch lange Triebe werden geschnitten. Wundpaste nach Schnitt. Bei Nadelbäumen werden die Nadeln gekürzt. Laubbäume werden vor Austrieb geschnitten, die Blätter halbiert oder ganz entfernt. Stärkungsmittel schützen den Baum vor Schädlingen.
Im Winter werden die Bäume gegen Sonne, Wind auch Kälte geschützt. Tropische Bäume überwintert man bei Bedarf im Haus.
Um die faszinierende Form der Kultivierung von Bonsai zu pflegen, braucht es Zeit (2 x giessen am Tag), einen Garten oder eine Terrasse und es empfiehlt sich, den Partner miteinzubeziehen, wenn schon wieder ein Bonsai angeschafft wird.
Die Moyogis als Verein bieten regelmässige Treffen zur Baumbesprechung und Gestaltung. Dazu werden Workshops organisiert und die Teilnahme an Veranstaltungen und Ausstellungen. Geschätzt werden auch die Ausflüge zu bekannten Bonsaigärten und in die Alpen zum Sammeln von Yamadori. Gelegenheit zum Pflegen der Kameradschaft gibt es am Mittwoch zu offenen Themen und Theorie und am Samstag mit Beratung und Praxis. Die Treffen am Samstag sind offen für Interessierte Besucher.
Literatur / Zeitschriften:
„BONSAI- Anzucht, Pflege Gestaltung“ von Colin Lewis
Die Kunst des Bonsai…(Ulrich Dietiker)
Die Kunst des Bonsai…(Ulrich Dietiker)
Für Fortgeschrittene empfehlen sich Bücher von François Jeker
Zeitschrift „Bonsai Focus“ 6 x jährlich
Die Anwesenden haben die Präsentation von Michel sehr genossen und geschätzt. Beim anschliessenden Apero wurde auf ein gutes Jahr angestossen. Ein schöner Zufall, vor 35 Jahren war hier in diesem Saal die Gründungsversammlung des I.I. Basel-Chapters. Dies, der Vortrag, der Vergleich zwischen Bonsai und Ikebana Unterschiede und Gemeinsamkeiten gaben viel Gesprächsstoff.
Bonsai ist die Gestaltung von Miniaturbäumen in Schalen, während Ikebana die Kunst des Blumenarrangierens ist. Bonsai konzentriert sich auf die Pflege von Pflanzen in Miniatur, während Ikebana sich auf die ästhetische Anordnung von Blumen in einer Vase konzentriert. (M. Mauron) 🌸
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